2012, Poetry

Supernova bei Arkturus im Bärenhüter

Nürnberg, 18:21 – gestern hat es wahrlich gedonnert und geblitzt, gegen 22:00, und gleichzeitig gab es so heftiges Schneetreiben, dass man den Hut festhalten mußte. Ich mag solches Wetter, andere finden es scheußlich, so schweigen wir besser.

Die Supernova vom 19. März 2008 war 250 Millionen mal heller, als alles, was in dieser Hinsicht jemals am Himmel beobachtet wurde. Als Kepler eine Supernova im Oktober 1604 beobachtete, war diese zwar viel heller, als die jetzige, aber gleichzeitig näher bei uns, denn sie ereignete sich in unserer Galaxie, der Milchstraße. Weil man die Dimensionen des Universums noch verkannte, überlegte Keppler, ob sie nicht durch eine vorangegangene Konjunktion von Jupiter und Saturn, der königlichen Konjunktion im Tierkreiszeichen Schütze, in dessen Nähe die Supernova sich zeigte, verursacht gewesen sein könnte. Es wird auch spekuliert, ob der Stern von Bethlehem eine Supernova war, doch finden sich in der Zeitensignatur des Weltalls dafür keine Hinweise. Die aktuelle Supernova war also nicht für´s Auge heller als jene keplersche, so doch für die messenden Geräte. Aber immerhin war sie mit bloßem Auge sichtbar. Sie kommt aus der Gegend des Fixsterns Arkturus im Sternbild Boötis, alias dem Bärenhüter. Die Region entspricht einer Gegend oberhalb des Tierkreiszeichens Löwe (Sternbild Jungfrau). Arkturus wird mit Jupiter – Mars Einfluss in Verbindung gebracht und ist „günstig“, aber „gefährlich“ (Michael Uhle, Die Fixsterne). Die Mythologie erzählt eine der zahlreichen Verführungsgeschichten des Jupiter-Zeus, der in einem stillen Wald Callisto (Καλλιστώ), eine Nymphe aus dem Gefolge der keuschen Jagdgöttin Diana „verführte“. Als ihre Schwangerschaft nicht mehr zu verbergen war, wurde sie von der Göttin verbannt. Hera, die Gattin des Zeus, die ja immer die eifersüchtige Ehefrau spielen muss, verwandelte die unschuldige Callisto in eine Bärin, die gleichwohl menschliches Bewusstsein behielt. Es erscheint ein wenig ironisch, dass Callisto nun die Ehre widerfahren ist, außer in das Sternbild des großen Bären, auch noch in einen Jupitermond verwandelt worden zu sein.

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Doch die Geschichte geht weiter, und sie hat ja mit der Supernova zu tun: Arcas, Callistos Sohn, wurde Jäger. Und natürlich begegnete er der Mutter als Bärin. „Siehe, da kommt der Sohn Arcas, der seine von Lycaon stammende Mutter nicht kennt. Er ist jetzt etwa fünfzehn Jahre alt. Während er wilde Tiere jagt, während er geeignete Bergwälder aussucht – dumque feras sequitur, dum saltus eligit aptos – und die erymanthischen Wälder mit geknüpftem Garn umstellt, stößt er auf seine Mutter“, schreibt Ovid. Doch bevor er sie mit dem Bogen töten kann, geht Jupiter der Allmächtige dazwischen, um den Frevel des Muttermordes zu verhindern.

Mir fällt dazu parallel das Bärengeschehen um Flocke und Knut ein. Die beiden werden als Sternbilder in den Himmel versetzt. Die wütende Hera kann gerade noch bewirken, dass die Bärin am Himmel kein Wasser trinken darf, und so berührt das Sternbild auch nie den Ozean, womit die Natur der Mythologie wieder genau dem Lehrgedicht des astronomischen Merkbildes entspricht, mit welchem dem antiken Schüler der Stoff ganz anders als heute, sinnvoll und nicht vertrocknet ins Gedächtnis gefügt wurde.

Und die zweite Assoziation ist Isaak, der von Gott abgehalten wurde, seinen Sohn zu opfern. Nur stellt diese Geschichte eine Umkehrung dar. Die weise Barbara Hutzl-Ronge lehrt, dass beinahe alle unterworfenen Göttinnen ehedem die Mütter oder Geliebten ihrer Unterwerfer waren. Jupiter holt sich in dieser Fabel das den Frauen ursprünglich obliegende Jagdrecht. Doch sei´s drum. Mutter und Milch/Süßnahrung sind in der „Bärenmarke“ und dem „Gummibärchen“ unsterbliche volksmythologische Verbindungen eingegangen, so dass es gar nicht so fern liegt, diese Supernova im Bärenhüter-Sternbild in Verbindung zu sehen mit der Ankunft des Hirten (ein anderer Name für den Bärenhüter), der unsere Bärenmutter, die Mutter Erde selbst retten wird. Und irgendwo in meinem Kopf, ohne dass ich das näher begründen könnte, hat das zu tun mit dem Ende der gezählten Zeit im Kalender der Maya im Jahr 2012 und der Wiederkehr des Christus.

Supernova-Chart, wie immer einmal und nochmal anklicken:

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